Marokko oder 1001 Nacht
- travelfoto.ch
- 24. Nov. 2024
- 9 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 24. März
Meine Reise nach Marokko startete in Casablanca, wo ich mich langsam in die neue Kultur einlebte. Bei Regenwetter besuchte ich die Hassan II Moschee, welche von 1986 - 1993 erbaut wurde und das 2. höchste Minarett der Welt aufweist.
Mit dem Zug fuhr ich dann nach Rabat, der Hauptstadt Marokkos. Zu Fuss ging es Mitten die Medina, wo meine Unterkunft für die nächsten Tage lag. Diese war gar nicht so einfach zu finden, waren doch die engen Gassen ziemlich verwinkelt und nicht wirklich beschriftet.
Am Markt gab es so ziemlich alles zu kaufen, von Gemüse bis zum lebendigen Huhn, über Tücher, Schuhe und was man halt sonst noch so benötigt.
Einen Ausflug machte ich in die Kasbah des Oudaias. Dieses erinnert stark an Santorini, da die Häuser weiss-blau gestrichen sind.
Weiter ging es an den wartenden Menschenmassen vorbei. Der französische Präsident Macron wurde zum Staatsbesuch erwartet. So waren viele Strassen gesperrt und mit Fahnen geschmückt.
Ich erreichte den Hassan Turm, ein unvollendeter Minarettturm.
Mit einem Fahrer ging die Reise weiter bis nach Fez. Unterwegs stoppte ich bei den Ruinen von Volubilis, welche aus der Zeit der römischen Antike stammen.
Die Fahrt ging dann durch durch hügelige und landwirtschaftlich genutzte Landschaft weiter bis nach Fez.
Auch in Fez war meine Unterkunft in einem Riad in der Altstadt. Ein Riad bezeichnet man, wenn der Innenhof gegen oben offen ist, mindestens zwei Zitronen- und Orangenbäume aufweist und es einen Springbrunnen gibt. Im Sommer bleibt das Haus schön kühl, leider nicht nur dann, sondern auch jetzt, im November ;)
Viele Touristen verlaufen sich in der Altstadt, dann es ist ein grossen Netz an vielen engen Gässchen und viele davon enden in einer Sackgasse. Aber wer auf die Symbole an den Strassenschildern achtet (8-eckigt = Sachgasse), der sollte sich gut zurecht finden. Mich haben vor allem die Gerbereien fasziniert. Der ungewohnte Gestank war zwar etwas streng, aber den Arbeitern zuzuschauen war sehr interessant.
Ich besuchte auch eine Koranschule sowie den Handwerkermarkt und liess mich von den lecker riechenden Mahlzeiten verführen.
Ein Besuch beim königlichen Palast Dar el Makhzen und dem jüdischen Viertel durfte auch nicht fehlen.
Eine lange Zugfahrt von Fez nach Marrakech stand auf dem Programm. Der Zug fuhr durch verschiedene Städte wie Meknes, Kenitra, Rabat und Casablanca. Dann wurde die Landschaft sehr karg und eintönig. Zum Glück herrschte auch im Zug ein reges Treiben, sonst wär ich wohl eingeschlafen. Erst kurz vor Marrakech erblickte ich die ersten Berge und fühlte mich sofort fast wie zu Hause.
Mit einem Petit Taxi wurde ich bis zu einem Eingangstor der Medina gefahren, die restliche Streckte zur nächsten Unterkunft legte ich noch zu Fuss zurück.
Auf der Dachterrasse konnte ich bei Sonnenaufgang das Frühstück geniessen.
Im nördlichen Stadtteil nahm ich an einem Kochkurs teil. Als erstes ging die Kochgruppe die Zutaten für unser Menu auf dem Markt einkaufen. Die Liste war ziemlich lang, von Lammfleisch über Gemüse, Kräuter, Gewürze bis hin zu Kohle, Käse und Strudelteig.
In der Küche wurden wir von Fatima angeleitet. Wir schnippelten zuerst alle Zutaten für die beiden Tajines, welche dann sofort aufs Feuer müssen. Dann kneteten wir den Teig für die Brote, welche wir zum Quartierofen zum Backen brachten. Und dann wurden noch die Briouates (Teigtaschen) gefüllt und frittiert. Und zu guter Letzt durften wir alles selber aufessen, bis wir alle fast platzten. Aber das Essen war sowas von lecker.
Der Tag war bereits sehr fortgeschritten und so besuchte ich noch kurz das Fotomuseum. Fazit: die Stadt sieht noch beinah wie im 1920 aus. Einen Spott, welchen ich auf einem Foto entdeckte, versuchte ich nachzufotografieren.
Auf dem Weg zurück in die Unterkunft konnte ich die vielen grossen Risse und eingestürzten Häuser sehen, welche vom Erdbeben aus dem Jahr 2023 stammen.
Marrakech selber hat mich nicht sonderlich fasziniert. Die Medina war mir zu laut, zu touristisch, zu aufdringlich. Aber ich bin trotzdem froh, das bunte Treiben mal hautnah erlebt zu haben.
Und nun war es so weit, einen Mietwagen zu übernehmen. Die grösste Herausforderung war, ohne Kollateralschaden aus der Stadt herauszukommen. Angesichts der Autos, welche keine Regeln zu scheinen haben, den Töfflis, Pferdekarren und vielen Menschen war dies heute wohl die grösste Herausforderung.
Einmal aus der Stadt draussen, war die Fahrt dann relativ angenehm.
Ich überquerte das Atlasgebirge über den höchsten Pass Marokkos, den Tizi n'Tichka Pass mit 2260 Metern. Dann ging es in die Ebene mit kleinen Siedlungen. Die Landschaft erinnerte mich stark an den Grand Canyon. Das Navi lotste mich dann auf einen Weg, der wohl nicht wirklich eine Strasse war. Zum Glück bin ich es mich bereits gewohnt, durch unmöglich scheinende Strassen zu fahren. Marokko extrem nennt man das dann wohl ;)
Das heutige Etappenziel war die Ortschaft Ait Ben Haddou. Hier gibt es die Kasbah, welche seit 1987 unter UNESCO Kulturerbe steht. Die Häuser sind alle aus Lehm erbaut. Hier wurden schon Filme wie z.B. Gladiator, Lawrence von Arabien oder Game of Thrones gedreht.
Natürlich wurde die Festung ebenfalls besichtigt und ein grandioser Blick erwartete mich von zuoberst. Auf der Terrasse eines Berbers relaxte ich dann bei einem Minzentee.
Das nächste Etappenziel war die Dades Schlucht. Zuerst ging die Fahrt entlang der Routen F9 und F10, welche gut ausgebaut waren. Auf der Strasse in die Schlucht musste ich dann etwas gemütlicher fahren.
Zu Beginn sah ich viele Storchennester, welche auf den Minaretten gebaut wurden.
Je tiefer es in die Schlucht ging, desto interessanter wurde die Landschaft. Zwar sehr steinig, aber das mag ich ja. Spannend war auch, wie und vor allem wo die Häuser erbaut wurden.
Zusammen mit einem Berber machte ich einen kleine Wanderung, welche durch die nähere Umgebung und zum Fluss führte. Auf dem Rückweg gab es bei seiner Tante zu Hause noch einen Minzentee.
Nach einer sehr kalten Nacht ging es nun weiter bis Merzouga. Noch vor wenigen Tagen hatte es hier nach 7 Jahren! das erste Mal wieder geregnet. Und dies so heftig, dass gleich mehrere Strassenabschnitte unterspült und eingebrochen waren.
Am späteren Nachmittag ging dann der Ritt mit den Dromedaren in die Wüste los. Wir waren insgesamt 16 Personen, welche in eine 8-er und zwei 4-er Gruppen aufgeteilt wurden und von je einem Berber geführt wurden. Nach etwa einer Stunde stoppten wir, um den Sonnenuntergang anzuschauen. Leider war der Himmel ziemlich griessig, so dass es gar nicht so spektakulär wurde.
Der Ritt ging dann weiter bis ins Wüsten-Zeltcamp. Im Hauptzelt gab es ein leckeres Abendessen. Die Nacht selber war dann, wie schon die Nacht davor, sehr kalt.
Am Morgen brachten uns die Dromedare noch vor Sonnenaufgang zu einer Düne, auf welche wir für den Sonnenaufgang hochgegangen sind. Ein paar Leute der Gruppe versuchten sich im Sandboarden, ich blieb beim fotografieren :). Nach einer weiteren Stunde hatten uns unsere treuen Dromedare wieder an den Rand der Wüste gebracht.
Meine Reise ging weiter und führte mich ins Ziz Tal. Da wurde ich von der Polizei aufgehalten, da ich 8 Stundenkilometer zu schnell unterwegs war. Der Preis für die Busse wäre 150 Dh gewesen, was etwas 15 CHF entspricht. Aber irgendwie stellte ich mich so dumm an, dass der Polizist mich ohne Busse weiterfahren liess (Glück gehabt).
Das Tal selber war sehr hübsch anzuschauen. Zuerst gab es eine grosse Dattelplantage direkt am Fluss. Dann kam ein grosser Stausee, welcher allerdings zur Zeit nicht viel Wasser gespeichert hatte.
Der schönste Teil war, als sich das Tal verengte und das Wasser des Flusses türkisfarben dahin floss.
Auf der heutigen Strecke fuhr ich zuerst nach Rissani, der ältesten Wüstenstadt. Ich konnte an der Stadt jedoch weder etwas Besonderes noch Altes feststellen, so dass ich meine Reise gleich fortsetzte.
Die Landschaft änderte sich immer wieder. Einmal war die Umgebung steinig und ausgetrocknet, dann wieder mit Bäumen und zum Teil sogar mit Grad bedeckt. Die stetigen Begleiter waren jedoch die imposanten Berge des Atlasgebirges.
In Nkob übernachtete ich und konnte von der Terrasse aus direkt auf das kleine Städtchen und den Palmgarten sehen.
Bei Sonnenaufgang genoss ich das Frühstück auf der Terrasse, dann fuhr ich sofort los, denn eine lange Strecke wartete auf mich.
Hinter jedem Hügel wechselte die Landschaft sein Gesicht. War es zu Beginn wie in der Prärie, wurde es bald karger und steiniger, mal trostlos, zumal auch noch Saharastaub in der Luft lag.
In Taliouine legte ich einen Stopp ein. Hier fand das Safran Festival statt. Der Safran wurde Ende Oktober geerntet. Die Ernte fand an einem Morgen noch vor Sonnenaufgang statt. Die Blüten der Krokusse wurden von Hand geerntet, anschliessend mussten die Blütenstempel entfernt und getrocknet werden. Aus 5g Blüten ergibt das 1g getrockneter Safran. Deshalb wird dieses edle und gesunde Gewürz auch rotes Gold genannt. Bei einer Cooperative habe ich mich dann gleich damit eingedeckt. Ich durfte auch Safrantee kosten, was sehr lecker war. Das Rezept dazu erhielt ich gleich mit ;)
Weiter ging die Fahrt bis Taroudant, wo das Riad für die Übernachtung wieder mitten in der Medina lag. Dort besuchte ich eine kleine Gerberei, wo mir alles gezeigt und erklärt wurde. Auch einem Schuhmacher konnte ich über die Schultern sehen. Weiter ging es auf die Stadtmauer, von wo auch ich einen guten Blick auf die Medina hatte. Bis vor einem Jahr konnte man auf der Mauer um die ganze Medina laufen. Das Erdbeben hat jedoch einen Grossteil zerstört und für eine Begehung zu unsicher gemacht.
Die Stadt ist auch bekannt für die Herstellung von Argan-Produkten. So besichtigte ich eine Cooperative von Frauen, welche Öl und Kosmetikprodukte herstellten. Auch das war sehr interessant.
Der Höhepunkt war dann aber das Nachtessen im Riad. Was da alles aufgetischt wurde, liess mich buchstäblich vom Stuhl fallen. Zur Vorspeise gab es eine Suppe, also, einen ganzen Topf davon. Dann kam der Salatgang. Nicht nur einen kleinen Salat, nein, da waren 8 Teller gefüllt mit verschiedenen Salaten, einer besser wie der andere. Und, als ob das nicht schon genug gewesen wäre (also, ich war schon längst satt) kam der Hauptgang, eine Tajine und hintendrein gleich noch ein Dessert. Und alles war so was von lecker - nur, dass der Magen definitiv zu klein war und ich den Grossteil gar nicht schaffte. Ich habe dann aber erfahren, dass die Resten an Bedürftige der Stadt verteilt werden (ein kleiner Trost).
Die heutige Route führte mich über den Anti Atlas. Die Strasse war steil, eng und kurvig. Die Panoramen waren dafür umso beeindruckender. Was in ganz Marokko ist, sind die vielen Strassenschilder innerhalb kürzester Abstände, wie auf dem Bild zu sehen ist. Von 60 auf 40, dann eine Bodenwelle, ein Überholverbot, gefolgt von Achtung Kinder und einer Rechtskurve. Das alles auf maximal 20 Metern!
Auf den Arganbäumen sah ich viele Ziegen, welche die kleinen Blätter abknabberten. Es ist spannend zu sehen, wie sich die Tiere so unbeschwert in den Bäumen bewegen können.
Auch an einem Stausee kam ich vorbei. Dieser wartet auf den Regen, der hier schon längst hätte einsetzen sollen. Glück für mich, dass ich die Reise bei Sonnenschein fortsetzen kann.
Die neue Unterkunft war gar nicht so einfach zu finden. Der Beschrieb lautete "6 km nördlich von Tafraoute fahren sie auf der Strasse, welche Bettonplatten aufweist immer den Schildern Maison Traditionelle nach". Da muss man zuerst wissen, wo Norden ist, dann 6 km abschätzen und eine entsprechende und beschilderte Strasse finden. Norden und 6 km war ja noch ok, aber es gab weit und breit keine Strasse mit Betonplatten und auch keine Schilder. So bin ich dann mehrere kleine Gässchen abgefahren bis mir ein netter Herr den Weg so einigermassen erklären konnte. Und so bin ich dann in einem kleinen Dörfchen angekommen, wo ich die letzten 200 Meter zu Fuss über einen schmalen und steilen Trampelpfad in Angriff nehmen konnte.
Im Ammelene Tal wanderte ich direkt von der Unterkunft aus durch die Ruinen des fast ganz verlassenen Dorfes. Nur noch etwa 5 Häuser sind bewohnt, darunter mein Temporär-zu-Hause. Diese meisten Leute haben neue Häuser unten im Tal gebaut, welche besser und vor allem einfacher zugänglich sind sowie Strom und Wasseranschlüsse haben. Und so zerfallen die alten Häuser zusehend. Interessant waren die vielen Ausblicke ins Tal und auf die Terrassen.
Gleich neben der Moschee lag das Wasserreservoir, wo die wenigen Leute aus dem Dorf ihr Wasser holen. Bei der Moschee ist der Wasserplan aufgehängt. Jeden Tag ist eine andere Person dafür zuständig, den Brunnen auf- und wieder zuzudrehen. Das Auf- und Zudrehen des Wassers steht zudem in Zusammenhang mit dem Schatten, nur wenn dieser richtig steht, wird das Wasser aufgedreht. Und, nur während dieser Zeit ist es erlaubt, die Felder zu bewässern.
Und dann standen plötzlich ein paar Wildschweine vor mir. Ich blieb wie angewurzelt stehen, merkte aber schnell, dass die mir nichts tun. So konnte ich den Weg dann problemlos passieren.
Am Nachmittag machte ich noch einen kleinen Ausflug in die Gorge Ait Mansour. Diese war sehr steil, wies aber nur noch wenig Wasser auf.
Auf dem Rückweg besichtigte ich die Colored Rocks bei Tafraoute. Diese wurden 1984 vom belgischen Künstler Jean Verame mit Farbe besprüht. 18 Tonnen Farbe wurden mit Hilfe von 30 marokkanischen Feuerwehrmännern und ein paar Löschfahrzeugen und - schläuchen an die Granitfelsen etwas ausserhalb der Stadt besprüht, überwiegend in UN-Helm blau und etwas rosa dazwischen. Über eine Fläche von 2 Quadratkilometern liegen sie nun da und verblassen von Jahr zu Jahr mehr.
Durch eine schier endlos scheinende sehr karge Berglandschaft ging es in Richtung Agadir. Etwas ausserhalb wollte ich etwas Kleines essen. Nach einer Stunde Wartezeit und 1000 Entschuldigungen und Ausreden, wieso das Essen noch immer nicht bereit sei, setzte ich die Fahrt mit knurrendem Magen fort. Die Strecke, die noch vor mir lag, war lang, Pausen konnte ich mir nicht mehr erlauben, da ich das Auto pünktlich zurück geben musste.
Aber irgendwann hatte ich es dann geschafft und bin in Essaouira angekommen.
Die letzten Tage waren nun noch reserviert, mich etwas von der anstrengenden Reise zu erholen. So frühstückte ich jeweils auf der Dachterrasse des Riads (ok, meist mit dicker Jacke, denn es war sehr frisch).
Ich machte lange Spaziergänge am Strand, besuchte den Hafen und liess mich auch vom bunten und hektischen Treiben der Fischer und Verkäufer nicht aus der Ruhe bringen. Lediglich der Gestank liess mich nach einiger Zeit wieder von dannen ziehen.
In der Medina ging es etwas gemächlicher zu wie in anderen Städten und so konnte ich in Ruhe alles genau anschauen.
Natürlich wurden hier auch ein paar Souvenirs für die Daheim gebliebenen eingekauft.
Und das Essen durfte auch nicht zu kurz kommen. Ich fand immer wieder kleine Restaurants, manchmal nur aus 3 Tischen bestehend. Aber das Essen war jedes Mal so authentisch und lecker und auch die Leute waren alle sehr höflich.
Und so verging die Zeit hier in Essaouira viel zu schnell und es hiess, noch ein letztes Mal Koffer packen. Mit einem Fahrer konnte ich gemütlich bis nach Marrakech zum Flughafen fahren und die Heimreise antreten.
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